MAD CITY USA 1997 Regie: Costa-Gavras Darsteller: Dustin Hoffman, John Travolta Laufzeit: 114 Minuten FSK: ab 12 Jahren
Der gekündigte Museumswärter Sam Baily (John Travolta), dringt zur seiner ehemaligen Arbeitsstelle mit einer Waffe vor und will sich mit der Direktorin unterhalten. Als die jedoch wütend wird, feuert Baily einen Schuß ab, verletzt ohne Absicht seinen Kollegen und nimmt die momentan anwesende Schulklasse als Geiseln. Zufällig ist auch Max Brackett, ein ehemaliger Starreporter, der seit zwei Jahren in der Provinz arbeitet, anwesend und wittert seine Chance für ein Comeback. Schon bald steht er im Rampenlicht der zahlreichen Journalisten, die angereist sind, um Bailys Geschichte zu hören. Brackett will den leichtgläubigen und naiven Wächter als Opfer darstellen, als Vertreter der Arbeiterklasse, der sich endlich einmal Gehör verschaffen will. Doch sein Erzfeind Kevin Hollander, wegen dem er zuvor in eine Kleinstadt verbannt worden war, macht sich ebenfalls daran, das Thema zu verarbeiten, allerdings will er nicht so wohlwollend mit Sam umgehen...
Daß Reporter keine Engel sind, ist eigentlich klar. Und wenn sie dazu noch aus den USA kommen, trifft die Bezeichnung "Bestie" wohl viel mehr zu. Genau dieses Bild hat "Mad City" vor Augen, wenn der Film mit seiner Darbietung einer eigentlich ungewollten Entführungsgeschichte beginnt. Doch Medienkritik betreibt Costa-Gavras Film eigentlich nicht primär, dazu ist er viel zu gutmütig. Aber seine beiden Hauptdarsteller geben dem handlungsmäßig gesehen konventionellen Drama das gewisse Etwas. John Travolta glänzt als verzweifelter Wachmann Sam Baily, gekonnt stellt er den mißverstandenen und herzensguten Naivling dar, ohne in pathetisches Gehabe zu verfallen. Wenn er den Kindern im Museum die Geschichte vom alten Indianer erzählt, oder wenn er mit geröteten Augen in die Kamera blickt und beim Publikum um Verständnis für seine Tat bittet, dann merkt man, daß hier mit Leib und Seele gespielt wurde, und daß Glaubwürdigkeit in einem Hollywood-Film doch ansatzweise möglich ist. Mit fortschreitender Laufzeit wandelt sich Baily dann immer mehr zum seelischen Wrack, das an alten Versprechungen festklammert und die Realität nicht wahrhaben will, und auch hier gelingt es Travolta spielend, den Zuschauer für seine Veränderung einzuspannen. Dustin Hoffman überzeugt ebenfalls als abgestempelter Ex-Profi, selbst wenn er in vielen Szenen auf sein zerfurchtes Gesicht und sein verschmitztes Lächeln baut. Hoffmann ist einer der wenigen Schauspieler, die man sich in fast allen Rollen vorstellen kann, in "Mad City" verbucht er als gerissener, aber mit der Zeit menschlicher gewordener Journalist alle Sympathien für sich. Und wenn Sam und Max zusammen auf der Treppe sitzen, beide verschaukelt von einem verlockenden, aber ungemein gefährlichen Mediensystem, erhält Costa-Gavras Film eine erstaunliche Ehrlichkeit, die man sich über die restlichen 110 Minuten auch gewünscht hätte. Denn wenn Dustin Hoffman in einer fabelhaften Endszene, in der sich die Mikrofone wie geifernde Spinnenarme über ihn ranken, die Gesamtaussage von "Mad City" auf den Punkt bringt, wird jeder aufgeklärte Zuschauer das bestätigen können, aber mit dem Gewissen, es auch vorher schon verstanden zu haben...
76/100 Bravourös gespieltes Medien-Drama mit leicht verdaulicher Botschaft -=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=- http://www.movieguide.de news + kritiken + film-infos
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