As Good As It Gets (1997)

reviewed by
Harald Spyra [de]


As Good As It Gets
(dt. 'Besser geht's nicht')
USA 1997
Regie: James L. Brooks
Darsteller: Jack Nicholson, Helen Hunt,
Greg Kinnear, Cuba Gooding Jr.
** 1/2 out of ****

Man sollte sich in diesem Film nicht zu frueh freuen. Zunaechst darf Jack Nicholson so richtig fies sein. Er wirft einen suessen kleinen Koeter in den Muellschlucker, beleidigt Schwarze, Homosexuelle, Frauen und Juden. Fehlt nur noch, dass er auch die Nichtraucher-Lobby herausfordert und sich grinsend eine Zigarette anzuendet. Das tut er zwar nicht, aber fast eine Viertelstunde lang besteht die Hoffnung auf boesartigen Witz. Doch "As Good As it Gets" ist ein Film von James L. Brooks, den man nicht umsonst gelegentlich mit Frank Capra vergleicht. Am Ende haben wir wieder nur ein Exemplar aus dem Streichelgehege des Hollywood-Parks gesehen. Einen Film zum Knutschen. Eine uramerikanische, politisch korrekte, warmherzige, Mut machende und optimistische Komoedie. Einen unsagbar verlogenen Schmarren mithin.

Nicholson spielt hier einen Zwangsneurotiker. Helen Hunt ist eine kleine Kellnerin, alleinerziehende Mutter eines an allergischem Asthma leidenden Jungen. Greg Kinnear ist ein schwuler Maler, der von einer Bande Strichjungen brutal zusammengeschlagen wird. Damit haben wir das Personal eines packenden Psychodramas - oder einer bissigen Komoedie. "As Good As it Gets" ist beides nicht. Die extremen Charaktere werden nur zum Aufmotzen eines belanglosen Feelgood-Movies missbraucht. In einigen Szenen darf Nicholson uns ahnen lassen, in was fuer einem furchtbaren Wuergegriff seine Figur steckt. Doch diese Momente sind schnell vorbei, und der Film macht uns weis, mit ein bisschen gutem Willen von allen Seiten und der richtigen Frau seien die Fesseln seiner entsetzlichen Erkrankung schnell gesprengt. Nicholson kommt hier einfach als Misanthrop herueber, der gerne garstig spricht und ein paar komische Marotten pflegt. Ein Rassist, ein Antisemit mit gutem Kern, der von den Hormonen freigeschwemmt wird wird.

Helen Hunt kaempft gegen das amerikanische Gesundheitswesen ums ueberleben ihres Sohnes. Aber mit ein bisschen Hilfe eines Traumprinzen sind die Bronchien schnell und dauerhaft wieder frei. Flugs erkennt sie auch, dass ihre erdrueckende Fuersorge dem Kleinen fast so sehr den Atem rauben koennte wie das Asthma. Und so laesst sie eben los, um sich mehr um sich selbst zu kuemmern. So einfach ist das. Auch dass der Traumprinz fast 30 Jahre aelter ist als sie, stoert auf der Leinwand heute noch so wenig wie zu Capras Zeiten.

Greg Kinnear ist ein suesser, sensibler, huebscher Schwuli, wie ihn das weibliche Kinopublikum liebt und wie er das maennliche nicht weiter beunruhigt. Nur so duerfen Schwule sein, wenn sie im Mainstream nicht bloss die psychopathischen Killer spielen sollen. Der Film deutet sogar an, die inzestuoese Beziehung des Malers zu seiner Mutter haette etwas mit seiner Veranlagung zu tun. Haben wir's nicht immer gewusst? Vielleicht hatte Brooks tatsaechlich mehr im Sinn. Vielleicht war urspruenglich tatsaechlich geplant, die Charaktere besser auszuloten. Doch dazu fehlte - wem auch immer - der Mut. Es waere ein grosses Unterfangen gewesen. Doch es haette klappen koennen.

Es haette schon wegen der grossartigen Darsteller klappen muessen. Besonders Nicholson und Hunt gelingen desoefteren atemberaubende Momente. Von Jack darf man dies erwarten. Wirklich ueberraschend ist die Leistung des Darlings der amerikanischen Sitcom. Ausgerechnet sie setzt einem Film von der Substanz einer Seifenoper immer wieder brillante Glanzlichter auf. Helen Hunt gilt bei der Oscar-Verleihung heuer als Favoritin, schon weil sie die einzige Amerikanerin neben vier britischen Konkurrentinnen ist. Doch der Oscar ginge auch so in Ordnung. Ebenso fuer Nicholson und auch fuer Kinnear, der es schafft, in einer Klischeerolle jedem darstellerischen Klischee aus dem Weg zu gehen. Der Oscar fuer den Film waere jedoch ein noch schlechterer Witz als der fuer "Braveheart".

Fazit: Eine letztlich aergerliche Verschwendung herausragender Talente und eines vielversprechenden Stoffes. Trotzdem sehenswert allein wegen der grandiosen Hauptdarsteller. Sie sind wirklich "as good as it gets".

(A review by Harald Spyra)

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